Als ich meinen Spielstand löschte

Ich löschte ihn nicht, weil ich verlor. Ich löschte ihn, weil ich zum ersten Mal nichts mehr fühlte. Der Bildschirm erloschte nicht vor Erschöpfung, sondern vor Erkenntnis. In der Nacht meiner Manhattan-Wohnung, umgeben vom Summen ferner Straßen und dem Echo brasilianischer Samba-Rhythmen, die meine Eltern an Sonntagen spielten, erkannte ich: Dieses Spiel wurde ein Spiegel.

Der letzte Stand war kein Sieg. Er war eine Erinnerung.

Jedes Mal, wenn ich mich einloggte, suchte ich nach dem Rausch—nach virtuellem Gold, nach Bonuspunkten. Doch nach 87 Spielen fühlte kein Sieg sich echt an.

Ich hörte auf, hinter dem Algorithmus herzujagen. Stattdessen saß ich mit der Stille.

Das Spiel brauchte mich nicht zu gewinnen.

Es brauchte mich, mich daran zu erinnern, warum ich angefangen hatte.

Das Ritual unter dem Bildschirm

Ich dachte früher: Wenn ich nur mehr setzte… wenn ich nur härter drückte… wenn ich nur länger wartete…

Aber was, wenn Gewinnen nicht der Punkt war?

Was, wenn Heilung im Pausen verborgen lag?

Ich begann zu spielen—fünf Minuten jede Nacht—nicht für Belohnungen—but um wieder etwas Echtes zu fühlen. Der Samba-Rhythmus kehrte zurück—nicht als Musik—but als Atem. Ein Ritual.

Du brauchst keine Punkte mehr. Du brauchst einen Moment.

Online-Communities lehrten mich dies: Ein anderer Screenshot zeigte keinen Sieg—er zeigte Einsamkeit. Der Lacher unter ihren Captions? Es war still. Die Freude? Sie war geliehen.

Ich hörte auf, nach Glück zu fragen. Ich begann, mich selbst zu fragen: Hast du jemals über einen Spielstand geweint? Hast du jemals einen gelöscht… nur um verstanden zu fühlen?

Final Boss: Die Stille

Du wirst kein Meister durch Siege in jeder Runde. Du wirst einer durch Wahl der Stille statt des Spektakels, durch Schweigen statt Lärm, durch Pausen statt Spiel, durch Menschlichkeit statt Hype. Lösche deinen Stand nicht wegen Niederlage— denn du erinnerst dich daran, wer du warst, bevor du beginnst.