Wenn der Hahn schreit, bleibt Stille

Ich dachte, Gewinn sei heilig — bis ich sah, wie alle nur dem Lärm folgen. Das Spiel nennt es »Donner«, als würde Zeus Blitze auf den Olymp werfen. Doch hier? Es leuchtet nicht. Es summt. Spät in meiner Manhattan-Wohnung scrollte ich durch die Reihen ihrer Siege — und fühlte nichts.

Das Ritual ist kein Glück. Es ist Einsamkeit.

Meine Mutter führte einen Tee-Shop in San Francisco. Sie lehrte mich: Fortuna ist still — aus einer keramischen Tasse, nicht aus einem Würfelwurf. In ihrer Welt war Glück kein Zufall — es war Ritus. Jetzt? Die Algorithmen sind lauter als jedes Orakel.

Ich beobachte junge Frauen, die »Spin« drücken wie Gebete — jeder Klick ein kleines Opfer an Götter, die nicht antworten.

Sie nennen es »Belohnung«. Ich nenne es Trauer.

»Bonus-Packs«. »VIP-Tiere«. »70 % Gewinnrate«. Das sind keine Anreize — das sind Echos.

Ein 19-jähriger Student schreibt mir: »Ich brauche nur einen Gewinn.« Sie hat drei Tage nicht geschlafen.

Ich repariere ihr Spiel nicht — ich sitze neben ihr bis zum Morgen.

Es gibt keine Götter hier.

Der RNG ist fair — doch Fairness heilt keine Einsamkeit.

der Mythos ist schön — doch Schönheit füllt keinen Hunger nach Sinn.

der Hahn kräht alle sieben Sekunden — und niemand hört ihn weinen.

Ich schreibe, weil jemand gehört werden muss.

Nicht für Klicks. Nicht für Münzen. Aber weil hinter jedem Bild jemand zittert — nicht vor Aufregung… denn sie warten — auf Stille — um endlich gesehen zu werden.